«Medienmacher 2020» –
Windmühlen bauen
«Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die
anderen Windmühlen.» Ganz im Sinne dieses chinesischen Sprichwortes
steht «Medienmacher 2020». Das von viscom initiierte und im gemeinsamen
Verbund mit COPYPRINTSUISSE sowie dem schweizerischen Verband Wer-
betechnik und Print (VWP) angegangene Projekt macht die Grundbildung der
Druckbranche fit für die Zukunft. Die Berufe müssen weiterhin wettbewerbs-
fähig sowie attraktiv bleiben, dem Fachkräftemangel wird entgegengewirkt.
Denn Vergangenheit und Gegenwart senden deutliche (Druck-)Signale; der
Wind der Veränderung weht! Erfahren Sie mehr über die Hintergründe des
Projekts, die Überlegungen und das Vorgehen.
«Medienmacher 2020» –
die Hintergründe
Technische Entwicklungen, v.a. die fort-
schreitende Digitalisierung, beeinflussen
die Branche nachhaltig – ein stetig zu-
nehmender Trend zur Individualisierung
und Personalisierung von Produkten, klei-
nere Auflagen und immer kurzfristigere
Aufträge sind nur ein paar Folgen des
Wandels. Mit den neuen Möglichkeiten
wachsen auch die Kundenansprüche.
Deshalb gilt: Wer wettbewerbsfähig
bleiben will, muss mit den Entwicklun-
gen Schritt halten. Nur wer die neuen
Technologien zur optimalen Effizienzstei-
gerung nutzt und dabei weiterhin höchs-
ten Qualitätsansprüchen genügt, kann
im Wettbewerb bestehen. In Zeiten der
Globalisierung ist dies insbesondere für
die Hochpreisinsel Schweiz überlebens-
wichtig. Denn eines ist klar: Die Schwei-
zer Druckbranche kann mit der besten
Arbeit, nicht aber mit den günstigsten
Angeboten überzeugen. Heute und auch
in Zukunft.
Beste Qualität bedingt die bestmögli-
che Ausbildung. Auch wenn die Grund-
bildung nach wie vor hohen Ansprüchen
genügt, rückläufige Arbeitsplatzzahlen,
Analysen innerhalb der Branche sowie
die letztjährige drupa zeigen Handlungs-
bedarf auf. So ist z.B. die erwähnte Digi-
talisierung und die damit verbundenen
Möglichkeiten noch nicht ausreichend
durch die aktuellen Ausbildungen abge-
deckt, (zu) vieles wird derzeit noch nach
der Lehre«on-the-job» erlernt. Die um-
fangreichen Optionen moderner Digital-
drucksysteme müssen aber dringend
bereits in der Ausbildung vermittelt wer-
den, nur so kann sichergestellt werden,
dass diese in den Unternehmen auch
wirklich flächendeckend und gewinn-
bringend ausgeschöpft werden.
Mit den Entwicklungen und Kundenan-
sprüchen haben sich auch die Unter-
nehmen verändert – einst spezialisierte
Weiterverarbeitungsbetriebe bieten
nun Digitaldruck an, auch Druckereien
setzen zunehmend auf Digitaldruck-
systeme und die Automatisierung im
Offsetdruck ist bereits weit verbreitet.
Die Berufe Drucktechnologe und Print-
medienverarbeiter haben sich seit dem
Inkrafttreten 2006 bzw. 2008 stark ver-
ändert, Anpassungen sind deshalb drin-
gend notwendig. Aufgrund der rasanten
Entwicklung ist die geplante grundle-
gende Revision eine Herausforderung.
Häufig sind die Berufe im Druckbereich
bei Lehrabschluss nicht mehr dieselben
wie beim Lehrantritt. Bereits in der Ver-
gangenheit haben sich die Berufe der
Branche im Laufe der Zeit immer wieder
stark verändert. So entstand z.B. der Po-
lygraf durch die Zusammenlegung des
schriftlichen Berufs des Schriftsetzers
und dem visuellen Berufs des Photoli-
thographen. Was damals noch visionär
und gewagt war, ist heute eine Selbst-
verständlichkeit.
Mit «Medienmacher 2020» wird die
Ausbildung an die Entwicklungen der
Technik und an die Kundenansprüche
der Zukunft angepasst. Die verschiede-
nen Berufe werden dabei optimal posi-
tioniert und aufeinander abgestimmt,
sodass entlang der gesamten Wert-
schöpfungskette im Druckprozess Fach-
kräfte eingesetzt werden können. Das
Projekt involviert alle Verbundpartner
und hilft Synergien innerhalb der Bran-
che noch besser zu nutzen. Ein weiterer
wichtiger Aspekt der Revisionsarbeiten
ist es, die Berufe noch attraktiver zu
gestalten um Lehrstellensuchende für
eine Ausbildung im Druckbereich zu
überzeugen.
Die Revision ist nötig, es wird Verän-
derungen geben (müssen). Mit offenen
Augen, Weitsicht und dem Mut, dies in
Angriff zu nehmen, werden im gross-
angelegten Revisionsprojekt alle Mög-
lichkeiten geprüft: Bestehende Berufe
zusammenzulegen, neue Berufe zu ent-
wickeln, alte Berufe zu verabschieden
oder diese in bestehende oder neue Be-
rufe zu integrieren – die verschiedenen
Vorstellungen und Interessen innerhalb
der Branche werden berücksichtigt und
integriert, denn letztendlich verfolgt die
Branche ein und dasselbe Ziel: Mit Zu-
versicht und Erfolg in die Zukunft dank
top ausgebildeten Fachkräften!
«Medienmacher 2020» –
das Vorgehen
Im Rahmen einer Berufsfeldanalyse
Anfang September 2015 erfolgte mit
rund 20 Vertretern aller Verbundpartnern
ein intensiver Gedankenaustausch mit
Thema Zukunft des (Digital-)Drucks. Im
Januar 2016 haben sich dann 60 Berufs-
bildner im Rahmen eines Workshops
über Ideen und Veränderungen in der
Berufsbildung diskutiert. Auch wenn
Wünsche und Vorstellungen innerhalb
der Branche nicht gänzlich deckungs-
gleich sind, der Ruf nach Veränderungen
ist deutlich hörbar.
Um die geplante Revision professionell,
zielgerichtet und den SBFI-Vorgaben ent-
sprechend durchführen zu können, hat
viscom die Büro für Bildungsfragen AG
(bfb) als externe Projektleitung ins Boot
geholt. Dank langjähriger und grosser
Erfahrung mit Bildungsprojekten im
Bereich der Grundbildung und Höhe-
ren Berufsbildung ist das bfb einerseits
methodischer Berater und Ideenliefe-
rant. Andererseits ist die externe Pro-
jektleitung Moderator und ein wichtiges
Bindeglied um verschiedene Vorstellun-
gen und Wünsche innerhalb der Branche
zusammenzuführen und gemeinsame
Lösungen voranzutreiben.
N
ach eingehender Dokumentenanalyse
zwecks Beleuchtung der bisherigen Be-
rufe Drucktechnologe und Printmedien-
verarbeiter EFZ sowie der Berufe im
Umfeld machte sich das bfb ein erstes Bild
der Situation. Mittels Berufsfeldstu
dien
Weiterbildung
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